Ein Großprojekt über acht Jahre: die 2021 gestartete ökologische Aufwertung im Kollekturwald Mannheim geht weiter. Kürzlich wurden die Arbeiten im dritten Abschnitt erfolgreich abgeschlossen. Auf ca. 10 Hektar wurden mehr als 12.000 Bäume gepflanzt. Ende des Jahres folgen weitere Maßnahmen.

Der Kollekturwald, ein Teil des Käfertaler Waldes nordöstlich von Mannheim, war zu Projektbeginn 2021 in keinem guten Zustand – und dieser hat sich während der letzten Jahre weiter verschlechtert. Er besteht zum Großteil aus Kiefern, von denen ein Großteil durch Trockenheit und Pilzbefall stark geschädigt wurden. Zudem haben sich nicht-heimische Pflanzenarten (Neophyten) angesiedelt, die heimische Baum- und Straucharten verdrängen. Um die ökologische Leistungsfähigkeit des Waldes zu verbessern, werden seit drei Jahren verschiedene Maßnahmen umgesetzt, so zuletzt auch im dritten Projektabschnitt.

Zunächst wurden zwischen Mitte Oktober und Ende November 2023 die invasiv wachsenden Neophyten entnommen. Dies betrifft insbesondere die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina), die ein hohes Reproduktions- und Ausbreitungspotenzial aufweist und dadurch eine Gefahr für die heimische Pflanzenwelt darstellt. Gesunde Altbäume, heimische Baumarten und ökologisch hochwertige Strukturen verbleiben auf den Flächen.

Widerstandsfähiger und strukturreicher Mischwald

Im Anschluss wurden bis Ende Dezember etwa 12.500 Bäume gepflanzt. Neben der Pflanzung von Jungbäumen kamen erstmalig auch Saatgut-Pellets zum Einsatz, etwa 2.500 Stück. Diese weisen eine Ummantelung auf, die die innenliegenden Samen mit Nährstoffen versorgt und sie vor Tieren schützt. Das Ziel ist es, einen widerstandsfähigen und strukturreichen Mischwald heranwachsen zu lassen. Daher wird eine Vielzahl unterschiedlicher Baumarten gepflanzt.

Zu den gepflanzten standortgerechten Hauptbaumarten gehören vorrangig Traubeneiche (Quercus petraea), Stieleiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus) und Sommerlinde (Tilia platyphyllos). Weitere Nebenbaumarten im Kollekturwald Mannheim sind z. B. Feldahorn (Acer campestre), Wildapfel (Malus communis) und Wildbirne (Pyrus communis).

Klimaresistente Bäume: der Trockenheit trotzen

Darüber hinaus wurden nach Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Mannheim auf einem relativ kleinem Flächenanteil auch nicht-heimische Bäume eingepflanzt. Baumhasel (Corylus colurna), Esskastanie (Castanea sativa) und Zerreiche (Quercus cerris) sind submediterrane Arten. Sie sind an trocken-warme, niederschlagsarme Standorte angepasst und werden aus Gründen der Klimaerwärmung im nördlichen Teil des Waldes, außerhalb des Flora-Fauna-Habitat-Gebiets „Sandgebiete zwischen Mannheim und Sandhausen“, in geringer Stückzahl angepflanzt.

Zum Schutz des Bodens bzw. der Jungbäume wurde ein großer Anteil der Flächen mit dem anfallenden Kronen- und Wurzelmaterial gemulcht. Auf anderen Flächen wurden um die einzelnen Pflanzen herum zusätzlich Holzhackschnitzel verteilt. Letztere wurden vor Ort aus den entnommenen Spätblühenden Traubenkirschen und toten Kiefern hergestellt. Durch diese Maßnahmen wird der Boden vor Hitze und Austrocknung geschützt – und damit auch die noch empfindlichen Pflanzen.

Schutz vor Tieren – und Schutz für die Tiere

Um die jungen Bäume auch vor den im Wald lebenden Tieren zu schützen, wurde um vier Teilflächen ein Wildschutzzaun errichtet. Zwei weitere Teilflächen sind nicht eingezäunt, dafür wurden die einzelnen Pflanzen mit einem Fegeschutz aus Holz und biologischem Verbissschutzmittel versehen. Das hindert die Tiere daran, die Rinde und Knospen der Bäume zu fressen, wodurch diese großen Schaden nehmen.

Ähnlich wie die Holzhackschnitzel verbleibt auch das Gehölz abgestorbener Bäume zu großen Teilen im Wald. Totholzhaufen übernehmen im Ökosystem Wald eine wichtige Funktion: sie dienen einigen Tieren und Insekten als Rückzugsort, wo sie Unterschlupf finden und nisten können. Der Anteil an Totholz auf zwei der bearbeiteten Flächen (mit geringem Restbestand an vitalen Bäumen) wurde gegenüber dem Vorjahr erhöht.

Fazit: Positive Entwicklung wird fortgeführt

„Mit der Fertigstellung des dritten Abschnitts setzt sich die positive Entwicklung im Kollekturwald Mannheim fort“, lautet das Fazit von Projektleiter Stephan Reff, Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitektur und Umweltplanung bei der Landschaftsagentur Plus. Dass das für die Waldbesucher nicht immer ersichtlich ist, weiß er auch: „Nachdem die Flächen bearbeitet wurden, braucht es ein paar Jahre, bis sich der ökologische Mehrwert entfaltet. Bis sich das Waldökosystem so entwickelt hat wie geplant, können gut und gerne 30 Jahre vergehen.“

Bis die Arbeiten im Kollekturwald, der im Besitz der Stiftung Schönau ist, weitergehen, wird es noch ein paar Monate dauern. Bis zum Herbst dauert die Brut- und Aufzuchtzeit der im Wald wildlebenden Tiere. Auf die muss Rücksicht genommen werden, sollen sich doch immer mehr von ihnen ansiedeln und das Ökosystem weiter bereichern (siehe Infotafel). Ab Oktober geht es dann mit dem vierten Abschnitt weiter.